Das dritte Welttreffen in Siena (Italien), 2006

Nach den ersten zwei Treffen in Kundapur und Berlin fand 2006 das dritte Welttreffen der Bewegung arbeitender Kinder und Jugendlicher statt. Neben inhaltlichem Austausch und strukturellen Vereinbarungen setzten die Beteiligten sich bei diesem Treffen auch mit Akteur*innen des Fairen Handels und den Möglichkeiten der Solidarischen Ökonomie auseinander.

Das dritte Welttreffen

In Siena, Italien, hat zwischen dem 15. und 29. Oktober 2006 das III. Welttreffen der Bewegungen arbeitender Kinder und Jugendlicher stattgefunden. 24 Delegierte aus Afrika, Lateinamerika und Afrika haben sich unter dem Motto „Das Recht, gehört zu werden!“ getroffen. Der Austausch von Meinungen und Erfahrungen, tiefer gehende Diskussionen im Anschluss an das Treffen in Berlin 2004 und die Konstituierung der Weltbewegung sollten Schwerpunkte dieses Treffens werden.

Parallel zum Treffen der arbeitenden Kinder und Jugendlichen hat in Siena vom 20. bis zum 22. Oktober 2006 ein Seminar zum Thema „Solidarische Ökonomie“ stattgefunden. In diesem diskutierten Erwachsene von Fair Trade Organisationen, verschiedene NGOs und interessierte Einzelpersonen über Möglichkeiten, arbeitende Kinder und Jugendliche im produzierenden Sektor zu unterstützen.

Vom 23. bis zum 25. Oktober 2006 folgte ein Erwachsenenforum. Vertreter*innen von Unterstützungsorganisationen der Bewegungen arbeitender Kinder und Jugendlicher diskutierten über die Möglichkeiten, wie die Bewegungen besser zu fördern und zu stärken seien.

Neben der internen Tagung wurden Begegnungen mit Vertreter*innen von Regierungen, ILO, UNICEF, Save the Children und von NGOs organisiert. Erste Schritte und Annäherungen zwischen der Weltbewegung und den verschiedenen Organisationen wurden hier unternommen, die versprechen, bei weiter anhaltendem Austausch auch Früchte zu tragen. Ein Workshop in der Universität von Siena rundete die Bandbreite der Begegnungen ab. Am Ende des Treffens wurde eine Pressekonferenz von den Delegierten abgehalten und Gespräche mit Journalist*innen geführt.

Nach dem Treffen machten einige Delegierte Rundreisen durch Italien. Zum einen machten sie auf die Sicht der arbeitenden Kinder und Jugendliche aufmerksam und die Weltbewegung bekannter. Zum anderen nutzten sie die Gelegenheit, um sich mit Vertreter*innen verschiedener Organisationen über die auf dem Treffen diskutierten Thematiken auszutauschen.

Tagungsinhalte der Konferenz der Bewegungen

In der ersten Woche wurde auf die inhaltliche Arbeit und die Probleme in den einzelnen Kontinenten eingegangen. Ein intensiver Erfahrungsaustausch führte auf der einen Seite zu einer erweiterten Sicht auf die eigenen Belange, auf der anderen Seite verstärkte er das Verständnis und die Toleranz gegenüber den Situationen auf den anderen Kontinenten. Gleichermaßen führte der Austausch dazu, sich nicht allein mit seinen Problemen zu fühlen. Denn es zeigte sich einmal mehr, dass grundlegende Probleme in vielen Ländern zu finden sind (z.B., dass arbeitende Kinder von der Polizei verfolgt und von öffentlichen Plätzen vertrieben werden oder dass sie von Erwachsenen ausgenutzt und teilweise auch ausgebeutet werden). Lösungsansätze wurden diskutiert, die in die Arbeit der unterstützenden Organisationen und der eigenen Bewegungen einfließen können.

Die Delegierten konkretisierten den Aktionsplan der Weltbewegung, welcher aus folgenden sechs Bereichen besteht: Training und capacity building, Organisation, Kommunikation und Information, rechtliche und politische Beziehungen, würdige Arbeit und die Zelebrierung von speziellen Events wie der 9. Dezember (Tag des arbeitenden Kindes) oder der 1. Mai (Tag der Arbeit).

Am Ende der Diskussionen formulierten die Delegierten eine Vision für die Weltbewegung:

Wir, die arbeitenden Kinder und Jugendlichen – organisiert in der Weltbewegung – wollen eine Welt, in der alle Rechte für alle Kinder und Jugendliche respektiert und geschützt werden; eine Welt, wo wir wachsen und gedeihen können und in der wir eine Chance auf eine würdige Arbeit haben.

Tagungsinhalte des Erwachsenenforums

In Kundapur konstituierte sich erstmalig im Jahre 2005 das Erwachsenenforum. Nun sollten in Siena die Ziele und Aufgaben des Erwachsenenforums manifestiert werden. Diese sind die folgenden:

  1. Lobbyist der Belange der Bewegungen arbeitender Kinder und Jugendlicher.
  2. Dienstleister bezüglich der konzeptuellen und methodologischen Unterstützung; dies impliziert ebenso Training und Forschung.
  3. Information und Kommunikation.
  4. Finanzielle Unterstützung und Management.
  5. Unter anderem wurde auch beschlossen, dem Erwachsenenforum einen rechtlich-juristischen Status zuzuweisen.

Dabei folgt das Erwachsenenforum folgender vereinbarter Mission:

  1. Die sozialen, politischen und ökonomischen Rechte der arbeitenden Kinder und Jugendlicher zu verteidigen;
  2. Befürworter*in zu sein, um Räume für die Bewegungen arbeitender Kinder und Jugendlicher und deren erwachsene Unterstützer*innen zu öffnen, zu verteidigen und zu beanspruchen;
  3. Die Bewegungen mit Informationen aller Art zu versorgen;
  4. Die Bewegungen arbeitender Kinder und Jugendlicher mit Werkzeugen zu versorgen, Erziehung und Bildung mit eingeschlossen;
  5. Die Rechte der Kinder auf Partizipation auf allen Ebenen und entscheidungstreffenden Instanzen zu verteidigen, die Wahrnehmung des Kindes als soziale*n Akteur*in zu konkretisieren;
  6. Den Protagonismus des arbeitenden Kindes zu verteidigen, zu begleiten und zu fördern.

Mitglieder des Erwachsenenforums sind neben den Gründungsmitgliedern, die Bewegungen arbeitender Kinder und Jugendlicher, sowie Organisationen und Einzelpersonen, die den Bewegungen wohl gesonnen sind.

Das Erwachsenenforum besteht aus mehreren Elementen:

  • einer Generalversammlung, bestehend aus allen Mitgliedern des Erwachsenenforums. Sie bestimmt die Mitglieder des Exekutivkomitees;
  • einem Exekutivkomitee, das aus je zwei Mitgliedern jedes Kontinents besteht (Europa mit eingeschlossen) und drei weiteren individuellen Mitgliedern. Darüber hinaus wird ein internationales Koordinierungsbüro geschaffen;
  • ein Sachverständigenrat bestehend aus zwei Kindern und Jugendlichen aus jedem Kontinent und sechs Erwachsenen, um das Exekutivkomitee zu beraten.

Mit der Festlegung eines Aktionsplans, der an dem der Bewegungen arbeitender Kinder und Jugendlicher angeglichen werden sollte, schloss die Tagung des Erwachsenenforums. Unter anderem einigte man sich auf eine weltweite Kampagne „Das Recht des Kindes, gehört zu werden!“, um dieses Kinderrecht weiter in den gesellschaftlichen Vordergrund zu rücken.

Organisation des Treffens

Organisiert wurde dieses Treffen von ItaliaNats mit Unterstützung von ProNATs. Die Schirmherrschaft und Assistenz übernahm das Ministero degli Affari Esteri und das Comitato Italiano per l’Unicef Onlus. Save the Children Italia Onlus und Save the Children waren Sponsor und Schirmherr*in. Kollaborationen und Partnerschaften wurden mit dem Instituto degli Innocentivon UNICEF, Regione Toscana, Provincia di Siena, Comune di Siena, Comune di Colle di Val d’Elsa und Acri Siena eingegangen. COOP Centro Italia war Hauptsponsor dieses Treffens, weitere Sponsoren waren Banca dei Monte dei Paschi di Siena und Fondazione Monte dei Paschi di Siena.

Weiterführende Seiten

Abschlusserklärung von Siena

Aktualisiert: 14.12.2020